Sternetour – Eine kulinarische Reise durch Baden-Württemberg

Ganz bewusst hat sich Autor Wolf M. Günthner gegen die Idee entschieden ein pures Kochbuch zu schreiben. Der Fachmann für Spitzenküche und Gourmetköche bat deshalb den landesgeschichtlich interessierten Baden-Württemberg-Kenner Rainer Lang um seine Mithilfe, dem Auftrag gerecht zu werden, das Genießerland Baden-Württemberg in mehreren Facetten zu skizzieren. Entstanden ist ein Werk, welches nicht nur die gastronomische Sternelandschaft des südwestlichen Bundeslands beschreibt, sondern sich eingehend dem Kochen und den Köchen Deutschlands kulinarischster Gegend widmet.

Fiel die Auswahl auch schwer, so startet die Gourmetreise in der deutschen Sternehochburg schlechthin – Baiersbronn im Schwarzwald, das somit als Ausgangspunkt für die kulinarisch hochwertigen Streifzüge im Uhrzeigersinn durch „das Paradies“ dient. Am Ende steht eine hochinteressante und unschlagbare Auswahl von 25 Spitzenköchen, die Wolf M. Günthner mit seinem Team porträtiert hat und dabei erklärt, was die Einzigartigkeit der gepflegten Kochkunst ausmacht, die jedem Koch im Buch zu eigen ist und ihm sein persönliches Alleinstellungsmerkmal sichert. Der Autor, der auch Präsident des Forum Culinarium traf eine persönliche Auswahl, anstatt sich pur auf die Anzahl der Sterne zu verlassen und sich einfach der in Baden Württemberg reichlich vorhandenen Sternegastronomen zu bedienen.

Und trotzdem: Im Buch „Sternetour“ treffen sich etwa 10% aller deutschen Sterne und mit dieser elitären Mischung schafft es der Verfasser, Connaisseur und Kenner Günthner, Hochklassigkeit zu erfassen und zu empfehlen, die mancher Restaurantführer nicht mit einem Stern belohnt, wie dies beispielsweise in Anita Jollits Ochsen in Durlach der Fall ist, die 12 Jahre lang nachdem ein Stern über ihrem Haus gefunkelt hatte, freiwillig aus dem Rennen um die Auszeichnung der Köche ausstieg. Eine unpopuläre und mutige Entscheidung mit der die Autodidaktin zufriedener ist denn je und den Stress den so ein Stern mit sich bringt, überhaupt nicht vermisst.

Auf einen Stern verzichtete vorerst auch der ehemals jüngste 2-Sterne Koch der Bundesrepublik Manfred Schwarz mit seinem neuen Resaturant „Das Kleine Schwarze“, der im Buch sein veredeltes Saumagenrezept preisgibt, welches wohl schon Helmuth Kohl und viele weitere Staatsgäste kosten durften für die der Virtuose der veredelten regionalen Küche bereits gekocht hat. Ausnahmetalent ist sicher auch der 1981 geborene Dirk Hoberg, der mit seinem 2-Sterne-Haus „Ophelia“ im Konstanzer Hotel „Riva“ als einem der wenigen das Kunststück gelang, direkt nach der ersten Sternvergabe, im Jahr darauf einen zweiten zu erkochen. Ein wertvoller zweiter Glanz in den auch etablierte Köche, wie beispielsweise der sympathische Jörg Sackmann deutlich mehr Zeit investieren mussten. Ein ebenso wie Sackmann bekannter TV-Koch ist Gourmet-Urgestein Vincent Klink, der treu verbunden mit Baden-Württemberg in seiner Wielandshöhe der Hauptstadt des Landes eine besondere lukulische Nuance verleiht. Natürlich darf auch der 3-Sterne-Koch Harald Wohlfahrt in der gelungenen, abwechslungsreichen Auswahl nicht fehlen, dessen Kochkunst nach wie vor weltweit eine Klasse für sich darstellt.

Mehr als nur Rezepte

Die Kapitel enthalten zudem Informationen über die jeweilige Stadt oder Region des Restaurants und weisen auf Sehenswürdigkeiten in der Nähe oder Besonderheiten hin. Damit wollte Günthner auch ein weiteres Mal den Aspekt der „Reise“ unterstreichen, was dem Buch in gelungener Weise eine weitere lebhafte Note hinzufügt. Komplettiert wird jedes Kapitel dann neben dem persönlichen Rezept aus der Feder des Kochs mit Bildern von Fotograf Thomas Kienzle, dem es in eleganter Weise gelingt, die Küchengötter und ihre Locations ins rechte Licht zu rücken und stilistisch hochwertige Stillleben aus den sehr betriebsamen Küchen und Gaststuben zu zeigen.

Das aufwändige und hochwertige Buch ist damit sicher schon allein aufgrund der Rezepte einen Blick wert und setzt den Leser in guter Manier über die interessanten Fakten aus den Leben der Sterneköche in Kenntnis. Günthner erstellt auf diesem Wege mit einer Liebeserklärung an seine kulinarisch überragende Heimat eine Landkarte von höchsten Genüssen her, die zum Reisen, Genießen und Lesen animiert. (rh)